Das Sexocorporel-Konzept
Sexocorporel
Sexocorporel
Das Konzept des Sexocorporel
"Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen wäre."
Die Entstehungsgeschichte des Sexocorporel
Als der “Approche Sexocorporelle” (Sexocorporel-Ansatz) in den 60er und 70er Jahren durch Prof. Jean-Yves Desjardins (1931-2011) entwickelt wurde, war es der Erste Ansatz, der ab 1968 an der weltweit ersten Fakultät für Sexologie in Quebec (Montreal/Kanada) gelehrt wurde.
Noch während seines Theologiestudiums begann Desjardins sich kritisch mit der katholischen Moral, deren Normen und Regeln vor allem in Bezug auf die Sexualität auseinanderzusetzen. Nachdem er das Amt als Priester angenommen hatte, begann Desjardins zusätzlich ein Studium für Psychologie.
Er erhoffte sich, die menschlichen Beweggründe und deren Wunsch nach Sexualität besser nachvollziehen zu können. Dabei waren für ihn u.a. die Schriften von Lowen, Reich und Master & Johnson prägend. Es war die „wahrnehmbare Realität“, die ihn in den Bann zog.
So entstand allmählich das Konzept des Sexocorporel.
Für Desjardins war es dabei wichtig, Sexualität des Einzelnen nicht nur mit Theorien oder Glaubenssätzen zu erklären, sondern viel mehr dessen sexuelle Realität in den Mittelpunkt zu stellen.
Störungen werden darin nicht als Pathologien angesehen, sie haben ihren Sinn und zeigen Grenzen auf.
Durch das Erweitern bestehender Fähigkeiten und Ressourcen wird die eigene Wahrnehmung und damit auch das sexuelle Leben und Erleben spürbar verändert.
Als Desjardins letztendlich sein Priesteramt niederlegte, widmete er sich mit der Gründung der sexologischen Fakultät dem Ausbau und der Verbreitung der Sexualtherapie nach dem Sexocorporel-Ansatz. Zuerst nur in Kanada, dann auch in Frankreich, der Schweiz und Österreich. Seit 2004 ist es auch in Deutschland möglich, eine offizielle Sexocorporel-Ausbildung zu belegen.
Noch im gleichen Jahr der Gründung wurde das Institut Sexocorporel International zum Leben erweckt. Der Zusammenschluss dieser internationalen Gruppe sexologischer Fachkräfte machte es sich nicht nur zur Aufgabe, die Lehren Desjardins und des Sexocorporel zu verbreiten, sondern vor allem auch nach den aktuellsten sexualwissenschaftlichen Erkenntnissen weiterzuentwickeln.
Ganz im Sinne Desjardains, besteht seit 2016 die Möglichkeit eines Masterstudienganges „Sexologie“ an der Hochschule Merseburg. Der Approche Sexocorporel stellt dabei einen Schwerpunkt des Studiums dar.
Sexualtherapie nach dem Sexocorporel-Konzept
Der Sexocorporel betrachtet den Mensch als körperliche und seelische, untrennbare Einheit, unterscheidet jedoch aus wissenschaftlichen Gründen den expliziten Körper – den sichtbaren, bewegbaren Körper, die Sinnesempfindungen – und den impliziten Körper – die Wahrnehmungen, Emotionen, Gedanken und Fantasien.
Bei dem Ansatz des Sexocorporel steht die Fähigkeit eines Jeden im Mittelpunkt, seine sexuellen Fertigkeiten und Erlebnisse ein Leben lang erweitern und verändern zu können.
Als Basis der Sexualtherapie nach dem Sexocorporel wird – zum besseren Verständnis – die Sexualität in vier verschiedene Komponenten unterteilt, die jedoch allesamt zu einer Einheit gehören und sich dadurch wechselseitig beeinflussen können.
- Physiologie (Erregungsablauf, Erregungsquellen, Erregungsmodus, medizinische Faktoren)
- Kognitionen (Wissen, Glaubenssätze, Ideologien, Ideale, Bewertungen)
Erleben (Geschlechtszugehörigkeit, sexuelles Lusterleben, Begehren, Fantasien, Anziehungscodes, Selbstsicherheit, emotionale Intensität)
Beziehung (Liebesgefühl, erotische Kommunikation, erotische Fähigkeiten, Verführung)
Laut den Prinzipien des Sexocorporel liegt der Unterschied zu den herkömmlichen Sexualtherapien darin, dass sich auch der genital-sexuellen Ebene der Klienten gewidmet wird.
Denn nach aktuellen sexualwissenschaftlichen Erkenntnissen hat die sexuelle Realität eines Menschen, d.h. was ihn erregt, wie er sich erregt und durch was die Erregung gesteigert werden kann (sog. Erregungsmodus), einen unmittelbaren Einfluss auf sein sexuelles Erleben.
So können bestimmte sexuelle Vorlieben oder Fantasien hervorgehen, die wiederum Schwierigkeiten auf anderer Ebene wie z.B. in der Partnerbeziehung oder in der eigenen sexuellen Selbstsicherheit mit sich bringen.
Das explizite Erfragen der sexuellen Realität klingt zwar primär recht technisch, schenkt uns allerdings weitere Möglichkeiten in der Behandlung sexueller Funktionsstörungen.
Allein bereits durch das Erörtern aller vier Komponenten entsteht ein genaues Bild über die sexuellen Fertigkeiten und Erlebnisse der Klienten, und lässt gleichzeitig auch deren Limitierungen erkennen.
So können u.a. auch Mythen, Tabus, gesellschaftliche Normen oder Halbwissen zu einer unbefriedigenden Sexualität führen.
Nicht nur Teenager, sondern auch junge Erwachsene werden häufig bezüglich ihrer Sexualität alleine gelassen. Weder die Eltern, noch die Schule oder die Gesellschaft fördern und „begleiten“ ihr sexuelles Lernen. Vieles wird leider einfach vorausgesetzt.
Der Sexocorporel zeigt, dass der Mensch sein sexuelles Erleben und die sexuellen Fähigkeiten ein Leben lang lernen und erweitern kann.
Corporel bedeutet körperlich. Das heißt, die Aneignung von Wissen zur Anatomie, der Einsatz von Bewegung und Atmung sowie der Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung beeinflussen nicht nur die eigene sexuelle Wahrnehmung, sondern können bspw. auch den Blick auf den*die Partner*in modulieren und damit positive Auswirkungen auf die Beziehung haben.
Eine detailliertere Erläuterung rund um das Thema Sexocorporel-Konzept finden Sie auf der offizielle Seite des Züricher Instituts für klinische Sexologie und Sexualtherapie.
Das Konzept des Sexocorporel
"Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen wäre."
Die Entstehungsgeschichte des Sexocorporel
Als der “Approche Sexocorporelle” (Sexocorporel-Ansatz) in den 60er und 70er Jahren durch Prof. Jean-Yves Desjardins (1931-2011) entwickelt wurde, war es der Erste Ansatz, der ab 1968 an der weltweit ersten Fakultät für Sexologie in Quebec (Montreal/Kanada) gelehrt wurde.
Noch während seines Theologiestudiums begann Desjardins sich kritisch mit der katholischen Moral, deren Normen und Regeln vor allem in Bezug auf die Sexualität auseinanderzusetzen. Nachdem er das Amt als Priester angenommen hatte, begann Desjardins zusätzlich ein Studium für Psychologie.
Er erhoffte sich, die menschlichen Beweggründe und deren Wunsch nach Sexualität besser nachvollziehen zu können. Dabei waren für ihn u.a. die Schriften von Lowen, Reich und Master & Johnson prägend. Es war die „wahrnehmbare Realität“, die ihn in den Bann zog.
So entstand allmählich das Konzept des Sexocorporel.
Für Desjardins war es dabei wichtig, Sexualität des Einzelnen nicht nur mit Theorien oder Glaubenssätzen zu erklären, sondern viel mehr dessen sexuelle Realität in den Mittelpunkt zu stellen.
Störungen werden darin nicht als Pathologien angesehen, sie haben ihren Sinn und zeigen Grenzen auf.
Durch das Erweitern bestehender Fähigkeiten und Ressourcen wird die eigene Wahrnehmung und damit auch das sexuelle Leben und Erleben spürbar verändert.
Als Desjardins letztendlich sein Priesteramt niederlegte, widmete er sich mit der Gründung der sexologischen Fakultät dem Ausbau und der Verbreitung der Sexualtherapie nach dem Sexocorporel-Ansatz. Zuerst nur in Kanada, dann auch in Frankreich, der Schweiz und Österreich. Seit 2004 ist es auch in Deutschland möglich, eine offizielle Sexocorporel-Ausbildung zu belegen.
Noch im gleichen Jahr der Gründung wurde das Institut Sexocorporel International zum Leben erweckt. Der Zusammenschluss dieser internationalen Gruppe sexologischer Fachkräfte machte es sich nicht nur zur Aufgabe, die Lehren Desjardins und des Sexocorporel zu verbreiten, sondern vor allem auch nach den aktuellsten sexualwissenschaftlichen Erkenntnissen weiterzuentwickeln.
Ganz im Sinne Desjardains, besteht seit 2016 die Möglichkeit eines Masterstudienganges „Sexologie“ an der Hochschule Merseburg. Der Approche Sexocorporel stellt dabei einen Schwerpunkt des Studiums dar.
Sexualtherapie nach dem Sexocorporel-Konzept
Der Sexocorporel betrachtet den Mensch als körperliche und seelische, untrennbare Einheit, unterscheidet jedoch aus wissenschaftlichen Gründen den expliziten Körper – den sichtbaren, bewegbaren Körper, die Sinnesempfindungen – und den impliziten Körper – die Wahrnehmungen, Emotionen, Gedanken und Fantasien.
Bei dem Ansatz des Sexocorporel steht die Fähigkeit eines Jeden im Mittelpunkt, seine sexuellen Fertigkeiten und Erlebnisse ein Leben lang erweitern und verändern zu können.
Als Basis der Sexualtherapie nach dem Sexocorporel wird – zum besseren Verständnis – die Sexualität in vier verschiedene Komponenten unterteilt, die jedoch allesamt zu einer Einheit gehören und sich dadurch wechselseitig beeinflussen können.
- Physiologie (Erregungsablauf, Erregungsquellen, Erregungsmodus, medizinische Faktoren)
- Kognitionen (Wissen, Glaubenssätze, Ideologien, Ideale, Bewertungen)
Erleben (Geschlechtszugehörigkeit, sexuelles Lusterleben, Begehren, Fantasien, Anziehungscodes, Selbstsicherheit, emotionale Intensität)
Beziehung (Liebesgefühl, erotische Kommunikation, erotische Fähigkeiten, Verführung)
Laut den Prinzipien des Sexocorporel liegt der Unterschied zu den herkömmlichen Sexualtherapien darin, dass sich auch der genital-sexuellen Ebene der Klienten gewidmet wird.
Denn nach aktuellen sexualwissenschaftlichen Erkenntnissen hat die sexuelle Realität eines Menschen, d.h. was ihn erregt, wie er sich erregt und durch was die Erregung gesteigert werden kann (sog. Erregungsmodus), einen unmittelbaren Einfluss auf sein sexuelles Erleben.
So können bestimmte sexuelle Vorlieben oder Fantasien hervorgehen, die wiederum Schwierigkeiten auf anderer Ebene wie z.B. in der Partnerbeziehung oder in der eigenen sexuellen Selbstsicherheit mit sich bringen.
Das explizite Erfragen der sexuellen Realität klingt zwar primär recht technisch, schenkt uns allerdings weitere Möglichkeiten in der Behandlung sexueller Funktionsstörungen.
Allein bereits durch das Erörtern aller vier Komponenten entsteht ein genaues Bild über die sexuellen Fertigkeiten und Erlebnisse der Klienten, und lässt gleichzeitig auch deren Limitierungen erkennen.
So können u.a. auch Mythen, Tabus, gesellschaftliche Normen oder Halbwissen zu einer unbefriedigenden Sexualität führen.
Nicht nur Teenager, sondern auch junge Erwachsene werden häufig bezüglich ihrer Sexualität alleine gelassen. Weder die Eltern, noch die Schule oder die Gesellschaft fördern und „begleiten“ ihr sexuelles Lernen. Vieles wird leider einfach vorausgesetzt.
Der Sexocorporel zeigt, dass der Mensch sein sexuelles Erleben und die sexuellen Fähigkeiten ein Leben lang lernen und erweitern kann.
Corporel bedeutet körperlich. Das heißt, die Aneignung von Wissen zur Anatomie, der Einsatz von Bewegung und Atmung sowie der Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung beeinflussen nicht nur die eigene sexuelle Wahrnehmung, sondern können bspw. auch den Blick auf den*die Partner*in modulieren und damit positive Auswirkungen auf die Beziehung haben.
Eine detailliertere Erläuterung rund um das Thema Sexocorporel-Konzept finden Sie auf der offizielle Seite des Züricher Instituts für klinische Sexologie und Sexualtherapie.