Schmerzen beim Sex - LikeDich Sexualberatung

Eine der häufigsten Ursachen für einen Besuch beim Frauenarzt!

In der gynäkologischen Sprechstunde sind sexuell bedingte Schmerzen eines der am häufigsten genannten Themen. Sie können Frauen jeden Alters betreffen.

Um diese Schmerzen zu klassifizieren, unterscheidet man leichtes Missempfinden von stärkeren Schmerzen (Dyspareunie), die sowohl im Genitalbereich als auch im Beckenraum auftreten können.

Sind sexuelle Handlungen oder Geschlechtsverkehr hingegen unmöglich, spricht man von Vaginismus.

Dyspareunie

Definition

Treten starke Missempfindungen im oder am Genital oder Schmerzen im Unterbauch nach vaginaler oder analer Penetration auf, die über einen Zeitraum von sechs Monaten wiederkehren oder anhaltend sind, handelt es sich um eine sogenannte Dyspareunie.

Diese kann primär, d.h. mit Beginn des ersten Geschlechtsverkehrs, oder sekundär, im Verlauf des Lebens, auftreten.

Übersetzt man das Wort Dyspareunie, bedeutet es eigentlich „falscher Bettgenosse“. Allerdings sind in eher seltenen Fällen die Partner*innen die eigentliche Ursache. Viel mehr können chronisch auftretende Schmerzen das Sexualleben eines Paares in großem Maße beeinträchtigen. Daraus entstehende Beziehungskonflikte bis hin zu Trennungen sind daher keine Ausnahmen.

 

Häufigkeit

Etwa 20% bis 30% aller Frauen unter 20 Jahren sowie ebenso viele der peri- und postmenopausalen Frauen klagen über chronische Schmerzen beim oder nach dem Geschlechtsverkehr.

Bei der Mehrheit von ihnen treten die Beschwerden vor allem im Genitalbereich auf (Vulva, Labien, Klitoris, Harnröhrenöffnung, Scheideneingang, Vagina, Damm).

Bei den prämenopausalen Frauen im Alter zwischen 20 bis 59 Jahren gaben lediglich 10 Prozent an, unter einer Dyspareunie zu leiden. Die Schmerzlokalisation betrifft bei ihnen zu gleichen Teilen sowohl das Genitale als auch den Beckenraum. 

 

Symptome und Ursachen

Die Ursachen und Symptome einer Dyspareunie sind so vielfältig wie ein Blumenstrauß bunt sein kann. Zum besseren Verständnis wird sie nachfolgend in eine äußere und eine innere Dyspareunie unterteilt. Dabei können zum einen die Übergänge fließend sein und zum anderen eine Frau über mehrere Symptome aus beiden Bereichen gleichzeitig berichten.

A) Äußere Dyspareunie – Schmerzen im Genitalbereich

Bei der äußeren Dyspareunie treten starke Beschwerden im Genital auf.

Das kann die Vulva, die kleinen und/oder großen Labien, die Klitoris, die Harnröhrenöffnung, den Scheideneingang, die Vagina oder den Damm betreffen. Die Symptome reichen von leichten bis starken Schmerzen, über Juckreiz, Brennen und Trockenheit, bis hin zu Krämpfen und Blutungen.

Wie eingangs bereits erwähnt, klagen 25% aller Frauen unter 20 Jahren oder ab 60 Jahren über chronische Beschwerden im Genitalbereich beim Geschlechtsverkehr. Dies ist z.T. mit der sexuellen Unerfahrenheit der weiblichen Teenager und jungen Frauen bzw. dem Östrogenmangel bei den peri- und postmenopausalen Frauen zu erklären.

Weitere Ursachen können sein:

  • Infektionen des Genitalbereichs (Vulvitis, Vulvovestibulitis, Kolpitis, Bartholini-Zyste) oder des Harntraktes (Zystitis, Urethritis)
  • Östrogenmangel (peri-, postmenopausal)
  • Erhöhtes Schmerzempfinden (Vulvodynie)
  • Erhöhter Beckenbodentonus
  • Lichen sclerosus
  • Depression, Angststörung
  • Zustand nach Operationen oder Bestrahlung
  • Multiple Sklerose
  • M. Crohn, Reizdarmsyndrom
  • Anatomische Ursachen, z.b. Hymenalauffälligkeiten, Vaginalseptum, Narben
  • sexuelle Unerfahrenheit
  • Erregungsmodus mit hoher Spannung
  • Sexualpraktiken

Äußere Dyspareunien kommen insgesamt häufiger vor als innere Dyspareunien und betreffen alle Altersgruppen.

B) Innere Dyspareunie – Schmerzen im Beckenraum

Bei der inneren Dyspareunie berichten die Frauen über tiefliegende Bauchschmerzen während des Geschlechtsverkehrs.

Die Beschwerden können dumpf, stechend oder krampfartig sein und treten teilweise diffus im gesamten Unterbauch auf. Der Hauptschmerzpunkt befindet sich an der Portio, dem Uterus, der/n Adnexe/n, der Harnblase oder am Darm.

Frauen im reproduktionsfähigen Alter sind dabei am häufigsten von einer inneren Dyspareunie betroffen.

Mögliche Ursachen sind:

  • Infektionen der Gebärmutter (Zervizitis, Endometritis) oder der Eierstöcke (Adnexitis)
  • Endometriose
  • Hoher Beckenbodentonus
  • Myome, Tumore, Ovarialzysten
  • Vernarbungen nach Operationen, Bestrahlungen, Infektionen
  • Erregungsmodus mit hoher Spannung
  • Sexualpraktiken

Innere Dyspareunien sind vor allem bei Frauen zwischen 20 und 59 Jahren zu finden, insgesamt allerdings seltener als die äußeren.

Diagnostik und Therapie

Die genaue Anamneseerhebung stellt zunächst die Basis für das weitere Handeln dar. Dabei werden u.a. Fragen zum genauen Ort der Schmerzen, der Intensität (Skala 1-10), dem Zeitpunkt des Auftretens und der Dauer gestellt.

Zudem kann eine zusätzliche, gynäkologische Untersuchung zum Ausschluss einer der Schmerzen zugrundeliegenden Erkrankung ratsam sein.

In der Therapie der Dyspareunie sollte zunächst das Vermeiden der Schmerzen oberste Priorität haben. Denn chronische Schmerzen prägen sich in das Gehirn der Frau ein und führen zu einer Negativspirale.

Sobald die Klientin mit ihrem*r Partner*in Sex haben möchte, ist ihr Körper bereits in Alarmbereitschaft und beginnt sich vor den Schmerzen zu schützen, die Beckenbodenmuskulatur, teilweise auch der gesamte untere Körperabschnitt verspannen. Der erhöhte Beckenbodentonus übernimmt also eigentlich eine wichtige Schutzfunktion für die Frau.

Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen, u.a. mittels Gleitmittel oder gar kompletten Verzicht auf schmerzhafte, sexuelle Berührungen und Handlungen.

Neben Wahrnehmungsübungen, um in Kontakt mit dem eigenen Genital zu kommen, haben Anspannungs- und Entspannungsübungen des Beckenbodens einen hohen Stellenwert in der sexualtherapeutischen Behandlung.

Gleichzeitig kann eine medizinische Begleitbehandlung sinnvoll sein. Ggf. wird bei einer vorhandenen Infektion eine Therapie mit Antibiotika oder Antimykotika benötigt. Zudem profitieren einige Frauen mit hormoneller Atrophie der vaginalen Schleimhaut von einer Behandlung mit Östrogensalbe.

Doch selbst wenn eine medizinische Ursache vorliegt, ist eine Sexualberatung empfehlenswert. Dabei stellt eine funktionierende Kommunikation zwischen Ratsuchendem und Ärzt*in eine große Entlastung für die Frau dar.

Vaginismus

Definition

Der Vaginismus wird definiert als wiederholte oder anhaltende, unwillkürliche Spasmen der Beckenbodenmuskulatur rund um die Scheidenöffnung, die eine Penetration unmöglich machen, obwohl die Frau den Sex bewusst möchte.

Treten diese Beschwerden mit Aufnahme der sexuellen Aktivität auf, spricht man von einem primären Vaginismus.

War eine Penetration bereits möglich, wird er als sekundärer Vaginismus klassifiziert. Dies ist der Fall, wenn bspw. eine Frau starke Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verspürt und daraufhin Ängste entwickelt. Die Muskeln ziehen sich reflexartig zusammen, um sich vor den Schmerzen zu schützen, so dass die Beschwerden noch stärker werden oder ein Eindringen des Penis unmöglich wird.

Zusätzlich unterscheidet man zwischen leichtem, mittlerem und schwerem Vaginismus. Während bei einer leichten spastischen Verengung eine Penetration durch den Penis nicht möglich ist oder nur unter starken Schmerzen, kann eine Frau mit einem schweren Vaginismus weder Finger noch Tampons einführen.

 

Häufigkeit

Bei etwa 15% der Klientinnen in einer sexualtherapeutischen Behandlung kann ein Vaginismus diagnostiziert werden. Die genaue Prävalenz des Vaginismus ist allerdings nicht bekannt. Dies liegt u.a. daran, dass sich die darunter leidenden Frauen sehr selten in einer gynäkologischen Sprechstunde vorstellen. Sei es aus Angst vor der Untersuchung oder aus Scham. Häufig besuchen sie die frauenärztliche Praxis erst auf Druck des Partners oder aufgrund eines unerfüllten Kinderwunsches.

 

Symptome und Ursachen

Die Beschwerden betroffener Frauen reichen von Schmerzen beim Eindringen des Penis bis hin zur kompletten Verengung der Scheide, was eine Penetration oder gar das Einführen eines Tampons unmöglich macht.

Einige berichten zudem von zusätzlichen Muskelkrämpfen in Gesäß, Beinen und Bauch. Die körperlichen und seelischen Reaktionen sind dabei teilweise so stark, dass sie den Partner von sich stoßen, um aus dieser Situation fliehen zu können.

 

Mögliche Ursachen können sein:

  • antisexuelle Erziehung
  • Tabuisierung von Sexualität
  • Negative Erfahrungen
  • Sexuelle Traumatisierung
  • Hoher Beckenbodentonus
  • Identitätskonflikt
  • Postpartal nach traumatisch erlebter Geburt
  • Auf Basis einer Dyspareunie
  • Zustand nach OPs, Bestrahlungen, Karzinomtherapie
  • Organische Fehlbildungen

 

Diagnostik und Therapie

Mittels Sexualanamnese kann anhand der Symptome eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Eventuell ist auch eine gynäkologische Untersuchung angezeigt, allerdings sollte dabei keine vaginale Untersuchung forciert, sondern zunächst der Fokus auf den genitalen Status gelegt werden.

Nur in sehr selten Fällen finden sich bei Frauen mit Vaginismus, entgegen Ihrer eigenen Vorstellung von Ihrem Körper, vaginale oder hymenale Fehlbildungen, die eine chirurgischen Intervention oder Narkosedilatation benötigen.

In der Regel liegen jedoch keine organischen Auffälligkeiten vor. Das unterstreicht, wie wichtig die sexualtherapeutische Betreuung bei dieser sexuellen Funktionsstörung ist.

Neben der Wissensvermittlung über die weibliche Anatomie und dem langsamen Auseinandersetzen mit dem eigenen Körper sollen An- und Entspannungs- sowie Atemübungen zu einer erweiterten Wahrnehmung führen. In den begleitenden Therapiesitzungen wird über die Fortschritte, aber auch über die Ängste und Grenzen gesprochen.

Hat sich die Vagina an die Berührungen und Stimulationen durch die eigenen Finger im Verlauf gewöhnt, kann eine zusätzliche Desensibilisierung mit Dilatatoren erfolgen.

Sobald die Frau sich bereit dafür fühlt, können die bisher gewonnenen Erfahrungen bei der Exploration vom Körper des Partners und dem neugierigen Spiel mit dessen Genitale erweitert werden.

Da der Partner und dessen Verständnis eine wichtige Grundlage für die Frau und eine erfolgreiche Therapie darstellt, sollte die Kommunikation zwischen dem Paar unterstützt werden. Gelegentlich ist der Partner durch die neuerlangte sexuelle Aktivität der Frau verunsichert und benötigt fachlichen Rat. Dabei können sowohl Paar- als auch Einzelsitzungen zum Einsatz kommen.

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